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Die Schwedenmöbel

  ÜBER DIE SCHWEDENMÖBEL
aus dem Amerikanischen von Petr I Ivanovic


Erst vor kurzem, sagen wir vor einem halben Jahr -wenn überhaupt-, war ich zu Besuch bei meinem Freund Franz Laufenberg, dem deutschen Rockexperten. Wir unterhielten uns, das ist wohl klar, über Filme, über Bücher und in erster Linie über Rockmusik. Ich sagte: "Franz, ich finde mich im aktuellen Rockgeschehen einfach nicht wieder. Korn, Limp Bizkit: Kokolores. Was wissen die schon von Velvet Underground, den Ramones, T. Rex, Grateful Dead und den Sex Pistols." Und Franz sagte: "Lester, altes Haus, wo lebst du nur? Hinterm Mond", womit er nicht ganz unrecht hatte, denn ich war in der Tat as high as the moon. "Du klingst ja wie ein fucking Spießer: immer nur der Vergangenheit nachjammern und alles neue ist nichts. Lester, wach auf!". Mit diesen Worten legte er eine Schallplatte auf, hob den Zeigefinger an seine Lippen und gebot mir so Schweigen. Es war mehr Spannung als Sauerstoff im Raum, der Tonarm setzte auf, das Knacken der Rillen. Mein Mund war trocken, mein Körper wie gelähmt, ich schaute Franz an, er mich. Dann die ersten Töne. Mein Körper lockerte sich, mein Mund wurde feucht, ja mir lief geradezu das Wasser im Munde zusammen: dieser Song haute mich um. Es war wie links und rechts eine satte Ohrfeige zu bekommen. Aber nicht die Sorte Ohrfeige, die man in der Schule bekommt, sondern eher...sie wissen schon..."Goddamit, Franz! What the devil is this? Ich muß diese Scheibe haben!". Und so schloß ich mit den SCHWEDENMÖBELN Bekanntschaft. Zwei Tage später fuhr ich los, um sie kennenzulernen, ein Interview zu machen und sie on stage zu sehen. Ich wurde nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil: es war so sexy, so cool wie wenn Miles Davis die Tröte bläst. So heiß, so aufregend, wie wenn Jimi die Seiten quält. Es war so frisch, so gut und doch so vertraut wie Neil Young. Da wußte ich: die Schwedenmöbel sind the next big thing.

Jetzt halte ich ihre neue Platte in den Händen: "Bruder Ich Liebe Dich". Und ich brenne förmlich für diese Musik. Die kompromißlose Attitüde der vier, ihr sympathischer Humor, Ihr scheinbar geringes Können, das in Wirklichkeit wahre Größe mit jeder Dissonanz buchstabiert und sich immer weiter entfaltet, bis die Musikalität, das Talent der Schwedenmöbel in voller Pracht vor dir steht. Die Schwedenmöbel machen ganz einfach nur Rockmusik. Nicht Hardrock, nicht Punkrock, nicht Schnickschnack. Zu wenig Rock, um peinlich zu werden, zu viel Rock, um gleichgültig zu werden. Just right, wie ich gerne sagen. Und damit bin ich schon fast am Ende. Ich kann nur sagen: Freunde, laßt diese Band nicht an euch vorüberziehen. Die Platte ist eine Bank und die Konzerte: vergeßt die Rolling Stones, vergeßt GG Allin, vergeßt AC/DC und vergeßt Woodstock. Wenn es noch ein letztes Abenteuer gibt -und das sagt Ihnen einer, der etwas von Abenteuern versteht- dann sind es die Schwedenmöbel. Just believe.

Herzlichst, Lester Bangs


DIE PLATTE
Mit "Bruder Ich Liebe Dich" sind die Schwedenmöbel zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wundervolle Popsongs mit der nötigen Portion Humor und Selbstparodie, die sich gerne Klischees bedienen und sich gerne über Klischees lustig machen. Als Einflüsse nennen sie Die Ramones, die Kinks, die Puhdys, T.Rex, EA80 die MC5 und Dinosaur Jr. Ein Genre ist leicht zu finden: beautiful rock music könnte das Etikett sein. Produziert hat Dante B. Sonnenberg (Unser Kleiner Dackel., The Kinks, Flying Saucer Attack) und den Schwedenmöbeln einfach nur den Sound auf Platte gebannt, den sie live auch haben: Garage, Dreck, Rock'n'Roll, Charme.


DIE BAND
Die Schwedenmöbel sind zu viert, wie es sich gehört. 1998 aus Schweden nach Deutschland gezogen, um Musiker zu werden. In der ersten Zeit mußten sich Mattis Janssen, der Bassist und Anders Ikehr, der Gitarre spielt, als Pizzaservicefahrer ihr Geld verdienen, doch als der Sänger und Gitarrist Ole Bengt Björnsen zur Gruppe stieß und seinen schlagzeugspielenden Freund Knut Staffan Stöks mitbrachte, konnten alle vier ihre Jobs aufgeben und von den immer dicker werdenden Gagen leben. Kritiker prophezeien dem Quartett eine große Zukunft und in der riesigen Fankartei der Schwedenmöbel lassen sich Namen wie Iggy Pop, Johnny Depp, Dee Dee Ramone und Maria McKee finden. Um es mit Max Frisch zu sagen: Tonnerwetter!

DISKOGRAPHIE
1999 Schrill Schräg Logo MC
2000 Bruder Ich Liebe Dich CD