Integerer als die Beatles!

Lieber Rockfan!
Nein, verlesen hast du dich nicht. Wir wollen dir heute eine Rockgruppe vorstellen, die sich um einiges besser auf "Fair Play" versteht als die Saubermänner der Popgeschichte, die Beatles. Lange Zeit war es nahezu Blasphemie am Thron der vier Pilzköpfe aus Liverpool zu rütteln. Lange Zeit gab es niemanden, dem es geziemt hätte, dies zu tun. Doch die Gruppe "Unser Kleiner Dackel." aus Mühlacker mit ihrer super Tanzschaffe kann von sich behaupten: "Wir sind integerer als die Beatles!"
Als die Beatles eingeladen wurden, unter der Anleitung von George Martin ihre erste Single aufzunehmen, hat diesem "feinen" Herrn nicht gepaßt, wie Ringo Starr die Schießbude bediente. Ein Session-Schlagwerker vertrat Ringo, der durfte gerademal das Tambourin wirbeln. Und wer war einverstanden mit diesem schäbigen Spiel? John, Paul und George. Feine Freunde!
Als UKD ihr erstes Album aufgenommen hatten, bot ihnen ein Major-Sublabel an, sie zu Stars zu machen. Nur eine Bedingung stellten die Plattenbosse: Teddy wird durch einen Session-Schlagwerker ersetzt. Und wer sagte 'nein!' zu diesem schäbigen Spiel? StiSti, Björn und Stefan. Das sind Freunde.
Und so verpaßten UKD die Chance, ins ganz große Geschäft einzusteigen, denn ihre Unabhängigkeit, die sollte ihnen keiner nehmen. Doch kaum ein Beatschuppen, der nicht um ein Stelldichein der vier bat! Schnell wurde das Quartett zum Geheimtip, noch schneller zur lebenden Legende erkoren. Längst genießen die Rocker Kultstatus, doch das ist für sie noch lange kein Grund, abzuheben oder aufzuhören, ihre rasante Entwicklung fortzusetzen, die dem Wachstum von Feuerbohnen gleicht.
Mit ihrer schwermütig gedachten und leichtfüßig gemachten Musik schließen UKD die klaffenden Lücke zwischen jugendlichem Aufbegehren und altersweisem Eklektizismus. Ja, Freunde, UKD wollen das "Rad nicht neu erfinden", sie wollen einzig und allein "eine prima Musik zum Tanzen, Schmusen und zum Nachdenken" (Teddy) spielen.
UKD sind als richtig klasse Leute bekannt: bereitwillig erfüllen sie jeden Autogrammwunsch und ihre Fanpost beantworten sie trotz allem noch immer eigenhändig. "Zwischen uns und unsere Fans kann niemand treten!" (Martin).
Ihre Lieder schreiben sie ebenfalls selber. Und das von Anfang an, anders als zum Beispiel die Beatles, die ja mit dem Nachspielen von Chuck Berry-Heulern ihre ersten Schritte im Showbiz gingen. Man kann wirklich sagen, daß wir es nach wie vor mit klugen Köpfen, brillanten und sympathischen Musikern zu tun haben, die es geschafft haben, auch ohne die Plattenindustrie ihren eigenen Weg zu gehen. Und davor habe ich Respekt.

Franz Laufenberg, Rockexperte